WIR 61 - Dezember 2019

RMC Mittelbaden e.V. Nr. 61 Das Reisen aus und mit dem Koffer ist für uns Wohnmobilfreunde ziemlich anstrengend. Auch wenn die Hotels sehr schön lagen, großzügig eingerichtet und fast ebenerdig zugänglich waren, war das mit den Koffern immer ein ungeliebtes Ritual. Morgens begann der Tag meist mit einem Frühstück aus einer Mischung von europäischem Standard und amerikanischen Minimalismus und war meist sehr übersichtlich. An einen Berg Verpackungsmüll muss man sich gewöhnen, da jede noch so kleine Speiseportion einzeln eingepackt ist. Dafür schmeckte der Kaffee trotz des chlorhaltigen Leitungswassers erstaunlich gut. Vielleicht wurde hierfür separates Trinkwasser verwendet – oder wir hatten uns einfach nur an den Geschmack gewöhnt. Übrigens verfügt Kanada über 25% der weltweiten Trinkwasserreserven und ist auch sonst reich an Bodenschätzen und Vorkommen aller Art. Mit 36 Millionen Einwohnern ist das Land hingegen sehr gering besiedelt, zumal über 75% in den Städten leben. Die wichtigsten Städte liegen ohnehin im Osten und lagen somit auf unserer Strecke. Ein Vorteil einer Busreise ist sicher, dass man wenig Sprachkenntnisse braucht. Zwar kommt man mit Englisch überall durch, doch antworten die Kanadier meist überschwenglich freundlich, und dann versteht man mit Schulenglisch meist nur Bahnhof. Auch Französisch ist eine der beiden Amtssprachen, wobei in den frankophonen Bundesländern Kanadas diese Sprache überwiegt. Besonders in Québec (gesprochen: Kebec) wird man meist mit dem uns vertrauten „Bonjour“ begrüßt. Der Nachteil einer Busreise ist, dass man mit 47 Personen in einem Fahrzeug sitzt. Unsere Gruppe bestand überwiegend aus Personen mit viel Lebenserfahrung und so freuten wir uns über die zwei Mitte-20-jährigen, die den Altersdurchschnitt positiv beeinflussten. Etwa die Hälfte der Teilnehmer kamen aus Österreich und Sachsen, der Rest waren „normale Menschen“, denen es - wie auf jeder Busfahrt - entweder zu kalt oder zu warm, zu laut oder zu leise ist. Während die meisten dem Reiseleiter zuhören wollten, hielten andere lieber ein Schwätzchen. Gar nicht lustig wurde es, als ein etwas adipöser Mitreisender eines Morgens auf die vereinbarte Sitzplatzrotation bestand und sich auf einen bereits durch eine Tasche reservierten Platz setzte. Danach war es bei den Meisten um die gespielte Nonchalance geschehen und unser Reiseleiter durfte erstmal schlichten. „Go West“ hatte auch den Bus dem Reisealter angepasst und ein Exemplar mit 2,4 Mio km Straßenerfahrung und einer aufgeklebten Eishockey- Mannschaftswerbung gewählt. Bestimmt waren einige Kanadier enttäuscht, wenn anstelle der erwarteten Spieler ein Haufen Silberlocken den Bus verließ. 35

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