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RMC Mittelbaden e.V.

Nr. 54

von Franz K. Schneider

Einmal rund um die Sonneninsel

er Mann trägt keinen feinen Frack, sondern eine leuchtend orangerote

Warnweste. Er hält auch keinen Taktstock in der Hand - er dirigiert mit bloßen

Händen. Aber dies so virtuos und mit großer Geste, als würde ein ganzes

Orchester unter seinem Kommando stehen. Und es folgen ihm alle - dem Einweiser

auf Parkdeck B der Riesenfähre „Superba“, die gerade im Hafen von Genua die

Fahrzeuge und Passagiere für die 21 Stunden lange

Reise nach Palermo aufnimmt. Dabei geht es

tatsächlich erst einmal so eng zur Sache, wie wir

Fähr-Neulinge das auch ein wenig befürchtet hatten.

Aber die anfänglichen Bedenken legen sich schnell,

als der Mann mit der Weste unser (mit Fahrrädern)

gut 8 Meter langes Reisemobil in aller Seelenruhe

in die schmale Lücke dirigiert. Zum benachbarten

Wohnmobil ist danach gerade noch so viel Platz,

dass es reicht, sich durch die eigene Fahrertür nach

außen zu fädeln.

Wir hatten zuhause zwar Übernachtung im Pullmann-Sessel gebucht, nach einem

kurzen Blick über die endlosen, engen Reihen war aber schnell klar, dass dies für uns

keine Option war. Glücklicherweise machte es kein Problem, auf der "Superba" gleich

nach dem Boarding noch eine Außenkabine

zu ergattern (Danke Wolfgang Karius und

Martin Lenz für die guten Tipps). Der Preis für

2 Personen: 52 €. Eine Art Last-Minute-

Schnäppchen und die Garantie für eine lange,

erholsame Nachtruhe.

Durchs leicht gekräuselte Tyrrhenische Meer

schneidet sich der Bug der „Superba“ bei

herrlichem Sonnenschein am nächsten Tag

seinen Weg zum Ziel. Wir genießen die Mini-

Kreuzfahrt, sind fast ein wenig dankbar für

diese moderne Möglichkeit des Reisens mit

einem ausgewachsenen Wohnmobil im Huckepack. Um wieviel beschwerlicher hatte

es da einst unser Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, der während seiner

„Italienischen Reise“ im Jahr 1787 bei der Überfahrt nach Sizilien in sein

Reisetagebuch notierte: „Sonntag, den 1. April. Um drei Uhr morgens heftiger Sturm.

Die Segel mussten eingenommen werden, das Schiff schwebte auf den hohen Fluten.“

Heute aalt man sich faul auf dem Sonnendeck, bis irgendwann in der Ferne

schemenhaft die Umrisse der größten italienischen Insel auszumachen sind.

D

Frühlingsgefühle auf Sizilien

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